Wer da genau im Strafraum am ersten Pfosten stand, das konnte Christopher Antwi-Adjei gar nicht genau sehen. Fünf Minuten zuvor war er ins Spiel gekommen, sein Debüt für den FC Schalke 04 im hitzigen Zweitligaspiel beim 1. FC Magdeburg, der Gegner führte zu diesem Zeitpunkt mit 2:1.
Antwi-Adjei, 30 Jahre alt, erst zwei Tage zuvor ein Schalke-Spieler geworden, schnappte sich den Ball, schaufelte ihn in die Mitte, Kapitän Kenan Karaman sprang höher als FCM-Torwart Dominik Reimann und köpfte das Tor zum 2:2 (1:2)-Endstand. „Da stand der richtige Mann an der richtigen Stelle“, sagte Antwi-Adjei dieser Zeitung nach dem Spiel. Es war für ihn die Krönung einiger wilder Tage.
Seit dem 1. Juli war Antwi-Adjei vereinslos, nachdem er sich mit dem Bundesligisten VfL Bochum nicht auf eine Vertragsverlängerung hatte einigen können. Der schnelle Flügelspieler hielt sich mit einem Privattrainer fit, nahm zudem mehrmals am Teamtraining des Fünftligisten TuS Ennepetal teil - dort spielen seine Brüder.
Doch das passende Angebot wollte nicht kommen, wie er in Magdeburg verriet. „Sorgen, dass ich keinen neuen Verein mehr finde, habe ich mir nicht gemacht. Nur Sorgen, ob wirklich der richtige Verein kommt. Und Schalke ist genau richtig - ein sehr, sehr großer Klub in Deutschland. Ich bin zudem in der Nähe meiner Familie, kann in Bochum wohnen bleiben“, sagte er. Einen Zweijahresvertrag unterschrieb er, hat sich eine Menge vorgenommen.
Und wer so viel Erfahrung hat, er bestritt 113 Bundesliga- (7 Tore) und 63 Zweitligaspiele (14 Tore), der benötigt auch keine lange Anlaufzeit. Alles, was er von Trainer Karel Geraerts vor seiner Einwechslung vernahm, waren die Wörter „rechte Seite“. Antwi-Adjei wusste sofort, was zu tun ist. „Christopher hat zwei Tage mit uns trainiert. Am Samstag habe ich nach dem Training mit ihm geredet - und er hat mir gesagt, dass er sich gut fühlt, dass er bereit ist, 15 bis 20 Minuten zu spielen“, erzählte Geraerts und ergänzte: „Christopher hatte keine Vorbereitung mit unserer Mannschaft, er hat aber sehr viel individuell gearbeitet. Wenn du 30 Jahre alt bist und immer eine gute physische Basis hattest, dann muss es dir möglich sein, 15 Minuten zu spielen. Christopher hat uns in dieser Zeit seine Energie und seine Erfahrung gegeben.“
Nun kann Antwi-Adjei seine neuen Kollegen in Ruhe kennenlernen - bisher galt das nur für Ron Schallenberg, mit dem er beim SC Paderborn in einer Kabine saß. Wann die S04-Fans den wahren, topfitten Antwi-Adjei sehen? „Ich hoffe, dass ich nicht lange brauche, gebe mir aber Zeit, um den Rückstand aufzuholen. Natürlich habe ich individuell trainiert, aber mit einer Mannschaft eine Vorbereitung zu absolvieren, ist etwas ganz anderes. Ich bin ambitioniert, habe Bock, Spiele für Schalke zu machen.“
Vielleicht schon das nächste gegen den 1. FC Köln (Sonntag, 1. September, 13.30 Uhr)? Magdeburg verließ Antwi-Adjei schmunzelnd, gut gelaunt und mit einer Diagnose: „Knochen und Muskeln - hat alles gehalten.“